Evaluation „Forrest Walk“

Cechov schlägt vor und hat es auch selber mit seinen Schülern umgesetzt, sich für die Gesten auch in der Natur zu bedienen.

„Beginnen Sie mit Beobachtungen an Blumen und Pflanzenformen. Fragen Sie sich selbst, welche Gebärde und Kolorite Ihnen eingegeben werden. Eine Zypresse z.B. strebt nach oben (Gebärde) und ist von Natur aus still und konzentriert (Kolorit), während eine alte, verästelte Eiche sich ungestüm und weit (Kolorit) nach allen Seiten hin ausbreitet…jeder Stein, jeder Fels jede ferne Gebirkskette, Wolken, Flüsse und Wellen werden Ihnen von Gebärden und Stimmungen berichten“* Michael Cechov

Das hat mich auf die Idee gebracht in den Wald zu gehen und mit den Schülern die Atmosphäre des Waldes aufzunehmen und diese Dinge dann zu Musik umzuwandeln.

Im Moment ist das japanische Shinrin yoku“ https://it.wikipedia.org/wiki/Shinrin-yoku (Waldbaden) sehr angesagt und ich denke das geht auch ein bisschen in diese Richtung. Den Wald bewußt war zu nehmen und mit der Natur wieder in Kontakt zu treten. Ich war sehr froh, dass meine Mitstreiter dazu auch Lust hatten und so machten wir uns auf in den Wald von Smeermaas, einem Ort in der Nähe von Maastricht in dem auch wilde Pferde ihr zuhause haben.

Erst mal war es schön wieder in die Natur zu gehen und ich merkte wir alle machten dass sehr wenig. Wir haben uns eine schöne Stelle auf einer Wiese nah der Maas gesucht und doch im Kreis erst mal uns durch atmen der Natur angenähert. Dann haben wir ein paar Qi gong Übungen gemacht und die Übung wo einer ein Geräusch von macht und ein anderer mit geschlossenen Augen folgt. Danach sollte jeder sich ein Teil der Landschaft gut einprägen die Geräusche, sich eine Farbe merken und wenn sie oder er möchte in Kontakt mit einem Baum treten und die Energie spüren und sich eine Geste zu dem Baum überlegen. 

Ich fand die Gruppe sehr konzentriert und sehr ehrfürchtig mit der Natur. Ich hatte das Gefühl dass alle sehr nachdenklich wurden und unser Rückweg war nicht mehr so lustig und plapperig wie als wir hingelaufen sind. Plötzlich nahmen wir auch die „menschlichen Geräusche“ viel lauter wahr und empfanden sie als störend (Autos ect). 

Ich kann nur für mich sprechen dass ich sehr aufgeladen war und die Energie spürte. Wir gingen zurück und haben dann zusammen ein paar Dinge ausprobiert. Die Erfahrungen und Bilder in eine free impro umzusetzen. Zuerst waren alle etwas zurückhaltend aber dann kamen wir gut in die Stimmung des Waldes hinein und haben nicht mehr nachgedacht was wir machen, wir waren der Wald. Wir gingen durch alle Jahreszeiten und haben versucht diese so zu hören. 

Dann haben wir ein paar Duos ausprobiert. Ich habe zum Beispiel mit Helen die Bäume die wir umarmt haben versucht nachzumachen und die Geste zu finden die dieser Baum ausstrahlte. 

Hm das war sehr interessant, es kam garnicht so richtig zu einem musikalischen Element. Cechov sagt ja auch man soll nicht der Baum sein sondern nur sein Art übernehmen, seine Ausstrahlung.

Die zweite Gruppen Impro war glaube ich am spannendsten. Die kann man auch in dem kleinen Video hören, dass ich zusammengeschnitten habe. Siehe erster Forrest Post. Ich fand es sehr stark, dass gleich zu Anfang schon ein wunderbarer Akkord zu hören war, der sich auch weiterentwickelte. Alleine aus dieser Anfangssequenz könnte man schon eine kleine Komposition entwickeln. Dann kommt auch später eine wunderbare Naturstimmung, ich merkte es braucht immer eine Zeit um reinzukommen aber dann vertraute jeder jedem und man folgte einfach nur dem Flow und dem Bild was man im Kopf hatte. Keine muss führen, es ging nur darum das Geräusch zu finden das fehlte oder dass mich an den Moment in Smeermaas erinnerte. Den ganzen Abend war ich noch erfüllt von Energie und Kraft die uns der Wald und die schöne Improvisation gegeben hat. Ein ganz toller und besonderer Moment in meiner Workshopreihe!

Mir ist bei den ganzen Improvisationen aufgefallen, dass es eine Weile dauerte bis wir richtig drin waren und nicht mehr nachgedacht haben und es aus dem Herzen gekommen ist. Dann haben wir uns selber vertraut und konnten dem Abenteuer folgen ohne es zu bewerten. Entstehen lassen.

Helen Erfahrung

Helen erzählte mir einen Tag später dass sie dieser Ausflug dazu inspiriert hat ein Song zu schreiben, was mich wahnsinnig gefreut hat. Sie sagte sie will mir auch noch ein paar Fragen detailierter beantworten wir es genau zu dem Kompositions-prozeß kam, das finde ich natürlich spannend. Hier aber schon ihre erste grobe Version ein Tag nach dem Ausflug:

„It is easy to take nature’s magic for granted, but as our treasured planet continues to change ever so rapidly, this workshop was spent strengthening our connection to nature and reflecting upon the importance of self-grounding amidst our environment. It is so important to remain mindful of the need for greater action to preserve the stunning habitat in which we are harmoniously immersed within… It is so easy to lose touch… to forget to stop and listen to the trees. But perhaps the most valuable part of this adventure was a moment of connected energy between the trees and me. They have been there for many centuries, and will outlive all of us. The least we can do is to respect them and all that they give. // Needless to say, I went straight home and wrote A Tree Tells.“ Helen Svoboda

Helens Blog

https://helensvoboda.wordpress.com/2019/12/01/a-tree-tells-notation-v-1/?fbclid=IwAR2JSn8wRVrnypVRTY7tvlbSjmUGgRtMfi6m7VBwi8jp4_TdtG_YbZ8nu4I

  • „Die Kunst des Schauspielers“ Michail Cechov Urachhaus Verlag Seite 48 Übung 6

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